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Wednesday 21 September 2011

Vorwort der Herausgeber von Rudolf Rockers "Eseyen"

Kurz nach dem Tod Rudolf Rockers beschloss die Jüdisch-Rationalistische-Gesellschaft drei Bücher von Rudolf Rocker herauszugeben: 1.) ein Buch soll eine Sammlung mit Essays sein, deren Originale von Rudolf Rocker in Jiddisch verfasst worden sind, 2.) eine Übersetzung seines Werkes Jugend eines Rebellen, der erste Band seiner Erinnerungen, 3.) eine Übersetzung von Revolution und Regression, der dritte und letzte Band seiner Erinnerungen. Zusammen mit dem zweiten Band seiner Erinnerungen, Im Sturm, der bereits im Jahr 1952 in jiddischer Sprache erschien, schaffen wir so eine vollständige jiddische Version von Rockers monumentaler Autobiographie.

Unserer Initiative wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika ein herzlicher Empfang bereitet, wo bei der Jüdisch-Anarchistischen-Föderation ein Komitee ins Leben gerufen wurde, dass uns bei unserem Vorhaben unterstützt. Für eine kurze Zeit war ein Komitee aus Los Angeles aktiv, dass aber nach dem plötzlichen Tod des Hauptinitiators, H. P., seine Arbeit eingestellt hat. [...]

Mit der jetzigen Herausgabe dieses Buches ist ein Anfang des Planes gemacht, den wir uns vorgenommen haben. Das Buch Jugend eines Rebellen geht so schnell wie möglich in den Druck, sobald unser Übersetzer und Freund B. Tshubinski seine Arbeit beendet hat.

Mit den Essays wollen wir die ungewöhnlich fruchtbare und schöpferische Tätigkeit Rockers in jiddischer Sprache vorstellen, die zur damaligen Zeit einen gewaltigen Einfluss auf die kochende jüdische Population in England und die jüdischen Immigranten in den westlichen Ländern ausgeübt hat. Rocker war während 20 Jahren seines Lebens einer der angesehensten Publizisten und Lektoren in der jiddischen Sprache und hat um sich herum eine große Anzahl Schüler versammelt.

Bei den Druckvorbereitungen der Texte, die zu Beginn des Jahrhunderts veröffentlicht worden sind, haben wir natürlich eine gewisse Anzahl Germanismen ausgebessert, die zu jener Zeit „in Mode“ gewesen sind. Wir waren aber vorsichtig nicht zu viel auszubessern. Wir wollten den Stempel des Autors und den jener Zeit nicht entfernen. Wir wollen unterstreichen, dass der Satzbau sich kaum vom Original unterscheidet – wie es sich für einen literarischen Meister gehört, hatte Rocker ein seltenes Gespür für Satz und Rhythmus der jiddischen Sprache.

Rockers titanische jiddische Tätigkeit wurde durch seinen Arrest in England, im Jahr 1915, und seine spätere Deportation unterbrochen. Währenddessen verhinderte die zaristische Zensur die Verbreitung von Rockers Schriften im damalig größten jüdischen Kibbuz. Wenn man heute die jiddische Leserschaft nach dem Namen Rocker fragt, ist dieser meist unbekannt und noch mehr Leute sind nur mit dem Namen bekannt. Daher dürfte eine Einführung nützlich sein, nämlich die unprätentiöse Grabrede von einem von Rockers besten Freunden und lebenslangen Schülern. [...] wird man mit der Beziehung bekannt, welche diejenigen zu Rudolf Rocker hatten, die seine geistige Potential genossen und sich in seinem wunderbaren Leben widerspiegelten.

November 1961


Quelle: Rudolf Rocker. Eseyen. Buenos Aires: Bukhgemeynshaft bay der Yidisher ratsyonalishṭisher gezelshaft, 1961.

Link: www.archive.org/details/nybc210129

Übersetzung: 21.09.2011, in Arbeit.


Anhang 1: Inhaltsangabe




















Anhang 2: Portrait Rudolf Rockers