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Tuesday, 2 February 2016

Die Geschichte der terroristischen Bewegung Frankreichs. Einleitung

von Rudolf Rocker

Die Geschichte der revolutionären Bewegung Frankreichs ist an interessanten Einzelheiten außergewöhnlich reich, kein anderes europäisches Volk hat eine solche revolutionäre Vergangenheit durchlebt, kein Volk hat so viel für den allgemeinen Fortschritt der menschlichen Entwicklung geleistet wie das Französische. Seit der großen französischen Revolution ist Frankreich ständig an der Spitze der sozialistischen Bewegung Europas marschiert und selbst in der reaktionärsten und finstersten Periode der europäischen Geschichte war dieses Land die einzige Hoffnung für alle progressiven und freidenkerischen Elemente. Frankreich ist die Mutter des modernen Sozialismus, und in allen anderen Ländern wurde die sozialistische Bewegung von den großen französischen Denkern und Theoretikern der sozialistischen Lehre direkt beeinflusst und befruchtet. Kein Land hat eine solche gewaltige sozialistische Literatur aufzuweisen wie Frankreich, eine Literatur, die sich mit allen Einzelheiten der sozialistischen Weltanschauung sowie den taktischen und praktischen Fragen der sozialistischen Bewegung auseinandergesetzt hat.  Die sozialistische Literatur in Frankreich war und ist noch heute eine lebendiger Quell für sozialistische und progressive Strömungen, die sich in der ganzen internationalen Arbeiterbewegung manifestieren und die, mit Ausnahme der ersten sozialistischen Periode in England, allesamt vom französischen Sozialismus beeinflusst und bestimmt worden sind.

Tuesday, 16 December 2014

Theoretiker des Anarchosyndikalismus

von Augustin Souchy

Max Stirner war der Philosoph des individualistischen Anarchismus, Bakunin – der Vorkämpfer des kollektiven Anarchismus, Kropotkin – der Begründer des kommunistischen Anarchismus, Max Netlau – der Historiker der anarchistischen Bewegung und Ideologie und Rocker – der Theoretiker des Anarchosyndikalismus.

Rocker hat auf Basis der Ideen von Kropotkin und der französischen Individualisten seinen Anarchosyndikalismus entwickelt. Er hat sich nicht mit der Theorien begnügt, sondern zu Aktionen aufgerufen, wie das die Syndikalisten in der jungen deutschen Republik gleich nach dem Ersten Weltkrieg getan hatten, als sie die deutschen Arbeiter zur Verwirklichung des Sozialismus durch die Besetzung der Fabriken und durch die Gründung von Föderationen revolutionärer und freier Gemeinschaften aufgerufen haben. Im Ruhrgebiet und im Rheinland gab es damals um die hunderttausend Syndikalisten, und ihr propagandistischer Generalstreik half dabei den Kapp-Putsch reaktionärer, deutscher Generäle zu unterdrücken.

Thursday, 11 December 2014

Rocker über Juden und Wortkunst

von Moshe Starkman

Rudolf Rocker, der aus der deutschen Fremde in die Welt des jiddischen Alef Bet gekommen ist, brachte ihr die Schönheit seiner eigenen Welt und die Schönheit der Weltliteratur. Dies tat er als Verbreiter des Sozialismus, als Biograf und Memoirenschreiber, als Übersetzer und Redakteur, als Literaturkritiker und Essayist. Diese Leistungen waren durch drei Hauptziele motiviert, die ihn seit seiner frühsten Jugend inspirierten: dem ganzen menschlichen Geschlecht die Verbrüderung und die Erlösung nahe zu bringen; dem Verlangen und dem Traum, die in seinem Kopf, seinem Herzen und seiner Seele leuchteten und sangen, schreibend Ausdruck zu geben und den sehnsüchtigen, jüdischen, idealistischen, jugendlichen Immigranten zu dienen, unter denen er, zuerst in Frankreich dann in England, Liebe und Nähe fand, als er selbst noch ein einzelner, sehnsüchtiger und idealistische Kämpfer war.

Friday, 5 December 2014

Erinnerungen an Rocker

von Josef Leftwitch

Ich erinnere mich daran, als Rudolf Rocker starb und ich einen Nachruf über ihn veröffentlichte, fragte mich Rockers Schwager Guy Aldred, Witkops Mann, warum ich Rocker als physisch starken, stämmig gebauten Riesen beschrieb. Aldred, der wie die ganze Witkop-Rocker Familie ein naher Freund von mir war, wollte wissen, wie ich auf diesen Gedanken kam, denn seiner Erinnerung nach war Rocker ein ganz durchschnittlich gebauter Mensch, weit von einem Riesen entfernt.

Wie kam ich auf den Gedanken, dass Rocker ein Riese war? Aldred war ein gewöhnlicher Mensch, klein, schlank und agil. Zwischen den Schwagern war es nicht immer friedlich. Auch nicht mit Poli Witkops Mann, Ernst Zimerling, obwohl Zimerling und Rocker zusammen interniert waren und Rocker sich damals freute einen vertrauten Menschen um sich zu haben.

Wednesday, 12 November 2014

Rudolf Rocker – der Schreiber und Redakteur

von Eliezer Raphael Malachi

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In anarchistischen Kreisen wird jetzt der hundertste Geburtstag Rudolf Rockers gefeiert. Rockers Geburtstag sollte aber auch in jiddischen Kulturkreisen gefeiert werden. Es sollte als Datum in die jiddischen Literatur eingehen. Rocker, der anarchistische Agitator, war ein jiddischer Schreiber, ein bedeutender, talentierter und vielseitiger jiddischer Schreiber: ein Publizist und Theoretiker, Essayist und Kritiker, Historiker und Biograph, Memoirenschreiber, Übersetzer und Redakteur, ein Schreiber mit einem schönen Stil und poetisch-bildhafter Sprache, ein verdienstvoller Schreiber. Dazu war er als Sprecher begabt, als Volksredner für die Massen und als Lektor für Intellektuelle.

Als jiddischer Schreiber und Redner während der 1890er Jahre war Rudolf Rocker ein Wunder. Ein Deutscher, ein unbekannter Nichtjude, der in einem katholischen Waisenhaus in seiner Geburtsstadt Mainz erzogen wurde und in seiner Jugend nie mit Juden in Berührung kam und sie erst recht nicht kannte, weder ihre Sprache noch ihre Sitten und Gebräuche. Erst im Alter von zwanzig Jahren lernte er in Paris jüdische Sozialisten und Revolutionäre kennen und bekam eine Ahnung von Juden als Menschen und als Freiheitskämpfer. Er lebte unter Juden und wurde in die Familie jiddisch sprechender Anarchisten aufgenommen, wird ihr Anführer und Lehrer, schreibt für sie, verbreitet seine Ideen unter ihnen, schreibt für sie, wird Teil ihrer Kultur und verbreitet sie in den jüdischen Vierteln Londons. Abraham Frumkin, ein langjähriger Begleiter und Freund Rockers schrieb in einem Artikel in der Zeitschrift Tog vom 10. April 1926 über Rockers Bedeutung als jiddischer Autor und seinen Einfluss auf die jüdischen Massen:

Monday, 6 October 2014

Erste Begegnung mit jüdischen Anarchisten

von Rudolf Rocker

Während ich eines wunderschönen Frühlingsabends mit meinem Freund Liderle über den großen Pariser Boulevard spazierte, von prächtigem und brodelndem Leben umschlungen, was auf mich stets eine bezaubernde Wirkung hatte, fragte mich mein Freund, ob ich nicht Lust hätte mit ihm ein Treffen jüdischer Anarchisten zu besuchen. Zuerst dachte ich er macht Spaß, doch als ich merkte, dass er es ernst meint, fragte ich ihn überrascht:

„Jüdische Anarchisten? Nicht etwa katholische oder protestantische Anarchisten?“ „Nein, Nein“, antwortete er mir, „es ist so wie ich es dir sage. Es handelt sich nicht um religiöse Juden, doch es sind Juden, die soviel mit Religion zu schaffen haben wie wir.“ „Na dann“, sagte ich zu ihm, „sind sie doch auch keine Juden mehr, genauso wenig wie wir Christen sind.“

Er erklärte mir, dass es sich um sogenannte Ostjuden aus Russland, Polen und Rumänien handelte, die eine eigene ethnische Gruppe bilden und die eine Sprache sprechen, die so ähnlich klingt wie Deutsch.

Friday, 2 May 2014

The Painter of Rudolf Rocker's Picture

It is a pleasure for us to introduce the painter of Rudolf Rocker's picture in our last special edition to our readers. The picture has been painted by the famous painter Berta Rozenboym-Gdani from Detroit. Berta is Gedaliah Rozenboym's daughter, who is a friend and supporter of the Fraye arbeter shtime.

The Rozenboym family were close friends to the Rocker family. Berta spent every weekend at Rocker's house when she was a student of art. She received several prices for her art.

We gratulate our comrade Gedaliah for her talented daughter.

Administration of the Fraye arbeter shtime


For more information, see: www.golahny.org

Wednesday, 23 April 2014

Rudolf Rocker's Influence on Jewish Workers

For his 100th Birthday

By Arne Thorne

Since Rudolf Rocker's birth on March 25, 1873 in the old city of Mainz on the Rhine river, until today, the world has changed tremendously. It's no exaggeration to say that the political, social and scientific changes and turnovers during the past 100 years have altered this epoch more efficiently than the social development of 2000 years since the foundation of Rocker's home town in ancient Roman times.

There have been turnovers in Rocker's life too. The family he was born in was Christian and his mother was faithfully Catholic. Rocker became an orphan at a very young age. His conscious life began in a Catholic, military-like orphanage, where he received his elementary education and where his rebellious nature collided more than one time with his sadistic overseer, who brutally ruled over the children. In this prison-like orphanage he developed his stubborn nature. It was a similar situation like when he, a bitter enemy of the German Kaiser and all Prussian nobleman, got imprisoned in an English concentration camp during the First World War. For the English militarists, Rocker had the same sympathy as for his "own" war mongers. In their great wisdom they thought Rocker would support the German Kaiser although Rocker had agitated against war in his anti-militarist articles long before it begun.

Saturday, 30 November 2013

14. Kongress der deutschen Anarchosyndikalisten

von Rudolf Rocker

In Erfurt fand vom 19. bis 24. November 1922 der 14. Kongress der Gewerkschaft Freie Arbeiter Union statt. Es kamen ungefähr 180 Delegierte, die über 550 Städte in Deutschland vertraten. Auf dem Podium des Kongresslokals, dort wo die deutschen Sozialdemokraten vor 31 Jahren das „Erfurter Programm“ beschlossen hatten, stehen die Büsten von Bakunin und Kropotkin. Nach den Berichten der Geschäftskommission wird der Kongress die folgenden Punkte behandeln: 1.) das Prinzip des Föderalismus und des Zentralismus, 2.) die Methoden der direkten Aktion im revolutionären Klassenkampf; 3) der internationale Kongress der revolutionären Syndikalisten, 4.) die anarchosyndikalistische Jugendbewegung, 5.) verschiedenes.

Saturday, 19 January 2013

Forword of Rudolf Rocker in "Hinter stekhige droht un grates: erinerungen fun der krigs-gefangenshaft in england"


by Rudolf Rocker

It is a special pleasure for me to write some words for the Yiddish translation of my book. I am in an unusual situation which can't be understood that easily by everyone. By accident I got into the Jewish world. Before that, I didn't know about it.

When political persecution forced me to leave the country I was born in and I befriended Jewish workers from Poland, Russia and Israel, it was a completely new experience for me. Judaism was a religion for me, the same as Catholicism and Protestantism. But that it is a people of its own, I didn't know. When I saw the Jewish workers movement with its socialist and libertarian tendencies, a movement with its own press, literature and propaganda, the same like everywhere else, it made an unusual and alien impression on me.

At that time I didn't know that one day I would be an active part of this movement and a famous activist among the Jewish masses. I came to London and a miracle happened. As a non Jew, I became head of a Yiddish newspaper and for 20 years I invested all my strength to support the Jewish workers movement. The days among the Jewish workers have been the best years of my life and this is why my memories about it are fresh and indestructible.

Tuesday, 28 February 2012

Forword of Rudolf Rocker in "Fransisko ferrer un die fraye ertsihung fun der yugend"

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by Rudolf Rocker

This work's reader will not only find a more or less comprehensive description of Francisco Ferrer's life and doings but at the same time a short historical overview about the libertarian movement in Spain and its atrocious and bloody persecution by clerical tyranny. We thought, such an overview is necessary as most of our Jewish readers are unfamiliar with those unbelievable struggles which happened and are still happening inside the most classical country of inquisition and the catholic church. There is no other country in which the fights between reactionary and progressive forces have become so atrocious as in Spain. The brutal murder of Francisco Ferrer, the martyr of libertarian education, has just been another single episode in the brutal history of clerical regimes in Spain. Followers of clerical reaction have always used the same weapons. Francisco Ferrer is just one among hundred and thousands of women and men who had been shot, beheaded or buried alive in the casemates of Montjuich or other strongholds of Bourbon monarchy.

Vorwort Rudolf Rockers in "Hinter stekhige droht un grates: erinerungen fun der krigs-gefangenshaft in england"


von Rudolf Rocker

Es ist mir ein ganz besonderes Vergnügen für die jiddische Übersetzung meines Buches ein paar Worte zu schreiben. Dabei befinde ich mich in einer ungewöhnlichen Situation, die nicht jeder leicht verstehen und begreifen wird. Durch einen Zufall geriet ich in die Gassen der jüdischen Welt. Früher wusste ich nicht, wie es dort ist.

Als mich die politische Verfolgung zwang das Land zu verlassen in dem ich geboren wurde und ich später dann erstmals die Bekanntschaft jüdischer ArbeiterInnen aus Polen, Russland und Eretz Israel machte, war das für mich eine ganz neue Erscheinung.

Das Judentum war für mich bloß eine Religion, genau wie der Katholizismus und Protestantismus. Dass es aber eine eigene Bevölkerungsgruppe darstellt, habe ich nicht gewusst. Als ich sah, dass es unter den jüdischen ArbeiterInnen eine Bewegung mit sozialistischen und freiheitlichen Strömungen, eine Bewegung mit eigener Presse, Literatur und Propaganda gab, wie woanders auch, hat das auf mich einen ungewöhnlichen und fremdartigen Eindruck gemacht.